Wie man durch Ablehnung stärker wird
Angst ist eine der stärksten Emotionen für den Menschen. Wie kaum eine Emotion beeinflusst sie unser Verhalten und Denken enorm. Wie eine Schutzmechanismus bewahrt sie uns zumindest in gefährlichen Situationen vor unschönen Folgen. Doch die soziale Angst ist eine, die uns leider eher blockiert als wirklich bei etwas unterstützt. Doch es gibt Wege, die Angst herauszufordern und einen möglichen werde ich euch nun vorstellen.
Menschen sind sozial. Menschen lieben die Gesellschaft. Deswegen tun sie alles um dazu zu gehören. Schon von klein auf orientieren wir uns an dem, was die Eltern und die anderen tun. Wir möchten gefallen und Anerkennung bekommen. Wir möchten akzeptiert werden. Doch gerade bei schüchternen Menschen ist dies ein großes Problem, da sie ihr Selbstwertgefühl von anderen zu abhängig machen. Daher tun oder sagen sie vielleicht etwas, wovon sie nicht wirklich überzeugt sind, nur um anderen zu gefallen. Ablehnung ist für die meisten eine Qual.
Doch warum fürchten wir uns so sehr vor Ablehnung?
Wie schon erwähnt, folgen wir Menschen der Masse. Früher sicherte uns das Überleben. Wir haben das getan, was die anderen von uns wollten. Verhielten wir uns nicht entsprechend der Erwartungen, wurde man ausgestoßen. Das bedeutete oftmals den Tod. Ablehnung fühlt sich wie Ablehnung der eigenen Person. Wir fühlen uns minderwertig und nicht akzeptiert. Ablehnung meint, dass wir isoliert von den anderen stehen.
Ablehnung fühlt sich wie eine Niederlage an. Wir denken, wir hätten etwas falsch gemacht oder etwas ist nicht mit uns richtig. Deswegen meiden uns die anderen. Das tut schon ganz schön weh und zerrt sehr am Selbstbewusstsein.
Dass wir nicht Teil der Gemeinschaft sind. Dementsprechend sind wir also auf uns gestellt. Doch das muss es nicht. Gerade die Rejected Therapy zeigt, dass Ablehnung gar nicht so schlimm ist, sondern zum Leben dazugehört. Und selbst wenn man mal abgelehnt wird, muss das nicht Einsamkeit und Ausschluss bedeuten.
Was ist die Rejected Therapy?
Das Rejected Game oder die Rejected Therapy ist eine Form der Selbsthilfe, die von Jason Comely erdacht wurde. Es geht darum, dass man bewusst von einer anderen person oder Gruppe abgelehnt wird und dies als Sieg anerkannt wird.
Der Spieler kann jede Form von sozialer Ablehnung versuchen. Das Spiel kann ins Unendliche gezogen werden, aber normalerweise beträgt die Spielzeit 30 Tage, also ein Monat. Das Ziel dahinter ist es, die Angst vor Ablehnung zu kontrollieren und sich daran zu gewöhnen. Dahinter steckt die Hoffnung, mit dem Stress und den negativen Folgen von Ablehnung besser umzugehen.
Das Spielprinzip
Regeln
Es gibt nur eine offizielle Regel der Rejection Therapy, die besagt, dass man wenigstens einmal am Tag und das jeden Tag von mindestens einer weiteren Person abgelehnt wird. Natürlich wird festgelegt, was als eine Ablehnung aufgefasst wird.
1 Eine Ablehnung trifft zu, wenn du dich außerhalb deiner Komfortzone befindet.
2 Eine Ablehnung trifft zu, wenn deine Anfrage abgelehnt wird.
3 Während der Ablehnung ist der Spieler verletzlich. Er sollte sensibel gegenüber den Gefühlen der Person sein, die nach etwas gebeten wird.
Strategien
Einige Spieler entwickeln besondere Strategien und Mechanismen, um mit der Angst vor der Ablehnung zurecht zu kommen. Eine mögliche wäre Achtsamkeit oder das Verwenden der 3-Sekunden-Regel. Bei der 3-Sekundenregel soll man jede Aktion innerhalb von drei Sekunden ausführen. Überschreitet man diese Zeit kommen mehr ängstigende Gedanken dazu, die einem jeglichen Mut nehmen. Diese Regel ist nützlich, da sie uns von bewussten Denken distanziert und wir schnell handeln können. Desto weniger Zeit, desto weniger Angst.
Neue Spieler sollten lieber mit kleineren Ablehnungen beginnen bevor sie sich mit emotionalen und sozial bedeutsamen Ablehnungen befassen.
Die Rejection Therapy ist ein Beispiel für eine psychotherapeutische Technik, die Flooding also „Überflutung“ genannt wird. Hierbei setzt man sich einem gefürchteten Reiz, der Ablehnung aus, die für Adrenalin und Angstreaktionen führt. Tut man dies über einen längeren Zeitraum verringern sich beide und die Person erkennt, dass es gar nicht mehr so ängstigend ist.
Welche positiven Effekte hat das Spiel?
Mit dem Spiel machen wir uns die irrationalen sozialen Ängste bewusst. Wir lernen, dass Ablehnung nicht was gänzlich Negatives ist, sondern durchaus Vorteile haben kann. Außerdem erlauben wir uns, Fehler zu machen und auch zu scheitern. Mit jeder neuen Ablehnung härten wir uns sozusagen selbst ab. Wir gewöhnen uns immer mehr daran, mit der Folge, dass uns die Ablehnung immer weniger Angst bereitet und verletzt. Wir lernen, dass Ablehnung zum Leben dazu gehört. Dadurch, dass wir uns bewusst dieser Situation aussetzen, können wir die Angst besser kontrollieren.
Wir erkennen, dass Ablehnung nicht bedeutet, dass wir schlecht sind oder, dass andere uns nicht mögen. Meistens steckt hinter der Ablehnung etwas ganz Banales und hat auch nichts mit uns zu tun. Ablehnung ist kein Weltuntergang. Wir lernen sie zu relativieren und nicht mehr als so traumatisch und angstauslösend zu erleben. Damit steigern wir zunehmend unser Selbstbewusstsein. Wir lernen mit Kritik und Ablehnung umzugehen und gewinnen mehr Selbstvertrauen und Mut. Wir trauen uns auch mehr, weil die Angst vor Ablehnung uns nicht mehr kontrolliert. Wir wissen, dass es nicht schlimm ist zu scheitern und gehen mehr Risiken ein. Dadurch handeln wir selbstbestimmter, nehmen unser Leben selbst in die Hand. Wir tragen Verantwortung für unser Handeln und lassen uns von sozialen Ängsten nicht behindern.
Mögliche Ideen für Ablehnungen
So gut wie jede soziale Interaktion ob im kleinen oder größeren Rahmen eignet sich für diese Challenge. Zu Beginn ist es wie gesagt ratsam klein anzufangen, um sich langsam heranzutasten. Ich bin sicher, dass das für viele von euch bereits eine kleine Herausforderung darstellt. Mit der Zeit hat man etwas mehr Übung und kann die Schwierigkeit steigern. Damit meine ich, dass man den sozialen Radius erweitern kann. Es geht dann nicht mehr um die Ablehnung durch eine Person, sondern die durch mehrere.
Passende Ideen zeigen sich dort, wo man beispielsweise eine Person etwas fragt oder um etwas bittet. Da ist immer die Chance einer Zurückweisung oder Ablehnung enthalten. Oder man tut etwas, was von der Norm abweicht. Man kann sich auch bewusst Situationen aussetzen, in denen man kritisiert werden kann. Das sind solche, bei denen man sich auf einer Art sozialen Bühne befindet und von anderen begutachtet wird. Gerade das wollen Schüchterne eigentlich tunlichst vermeiden. Dort da wo die Angst ist, da geht es auch lang. Das ist auch das Prinzip hinter diesem Spiel.
Hier einige Ideen, die ihr verwenden könnt oder die euch für weitere Aktionen inspirieren:
1 Eine Person nach dem Weg fragen
2 jemanden um eine Spende bitten
3 einen Bekannten um einen Gefallen bitten
4 in einem Restaurant nach einer Speise fragen, die es nicht gibt
5 auf offener Straße hinlegen
6 anfangen zu singen
7 mit sich selbst reden
8 einer unbekannten Person zu winken oder sie ansprechen
9 eine unbekannte Person umarmen
10 absichtlich hinfallen
11 sich verrückt anziehen und hinausgehen
12 Bilder mit fremden Menschen machen
13 öffentlich Musik machen
14 durch die Straßen ziehen und Leute befragen
15 durch die Straße ziehen und schauspielern
16 einer Schauspielgruppe beitreten und gemeinsam auftreten
Wichtig ist es, wenn man anfängt, dass man die Sache auch wirklich durchzieht. Klar am Anfang kostet es erst einmal eine große Überwindung. Die Angst ist groß, aber man sollte wie gesagt nicht so viel darüber nachdenken, sondern die 3-Sekunden-Regel beherzigen und einfach agieren. Ich hoffe, dieser Beitrag konnte euch ein Stück bei eurer Angstbewältigung helfen und ich bin gespannt über eure Meinungen und Erfahrungen. :)
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